Ich hab’s schon hundert Mal gehört. Dieses viel verwendete Bild kenne ich schon seit Jahrzehnten. Ich weiß ja nicht, wie es Euch geht, aber für mich hatte es schon immer Sinn gemacht, ist ja logisch, dachte ich!
Aber erst gestern habe ich es wirklich kapiert! Offensichtlich ging mein Verständnis nicht über ein intellektuelles hinaus, denn jetzt sehe ich es so viel klarer! Für eine Millisekunde habe ich mein Selbst erkannt, das pure Selbst, das mich mit allem und jedem verbindet und das jenseits aller Bedingungen und Bewertungen liegt. Für einen kurzen Moment hatte sich der Schleier gelichtet, der mir den klaren Blick auf mein wahres Selbst verwerte für so lange Zeit. Ein Schleier gestrickt aus der Idee, wer und wie ich bin, wie ich dachte sein zu müssen und der Überzeugung, nichts Gutes zu verdienen und mich vielmehr dafür zu verurteilen, noch immer nicht gut genug zu sein. Was für ein Schmarrrrrn! Plötzlich sehe ich, wie ich mich selbst durch diesen Schleier jahrelang verkannt habe!
Schon lange hatte ich mich darüber gewundert, dass ich in anderen Menschen – selbst in Anbetracht schwer tolerablem Verhaltens – all die Schönheit und ihr Perfektsein erkenne, während ich selbst doch immer wieder Phasen des Leidens erlebte, die keinen Sinn machten angesichts dessen, dass ich die Natur des Lebens in regelrechter Erleuchtung viele Male durchschaut hatte. Warum konnte ich anderen Menschen helfen, aber nicht mir selbst?
Nun ist vieles klar. Durch die Brille dieser Glaubenssätze hatte ich mich trotz der zwischenzeitlichen Hochphasen immer wieder genau so erlebt, wie ich mich gesehen hatte. Auf welche Art und Weise ich mich sehe, hat aber rein gar nichts damit zu tun, wie ich wirklich bin. Vielmehr ist es eine Reflexion dessen, wie ich – unschuldigerweise und größtenteils unbewusst – über mich denke. Ich habe es in der Vergangenheit aufgeschnappt, geglaubt und als Überzeugungen angenommen. Es ist eine Gewohnheit geworden, so zu denken. Und dann erlebe ich was ich sehe. In diesem Falle hatte ich es nicht verdient, in Wohlsein und Zufriedenheit zu leben und genauso schön zu sein, wie alle anderen. So dachte ich jedenfalls. Die Kraft meiner unbewussten Gedanken hatte mich klein gemacht, aber sie hat auch dazu geführt, dass ich nun zu wahrer Grösse wachsen konnte. Und das fühlt sich ganz anders an 😉