Neulich habe ich die ZDF Talkshow mit Maybrit Illner über „Worte, Wut, Widerspruch – Hass verbieten, Meinung aushalten?“ vom 14.11.2019 angeschaut
Wieder einmal gab es sehr interessante Beiträge vieler renommierter Gäste, und das Thema wurde – wie es scheint – von allen Seiten gut beleuchtet. Mit dem Ergebnis, dass wir eigentlich ratlos sind.
Angesichts zunehmender Aggressivität, mit der Politiker angegriffen werden, und mit der sich Hass und Hetze in den sozialen Medien ausbreiten, und der Konsequenzen, die das auf unsere liberal-demokratische Grundordnung hat, macht man sich u. a. Gedanken über schärfere Gesetze und Strafen, von denen man jetzt schon weiß, dass die Behörden gar nicht in der Lage sein werden, sie zu verfolgen…
Einige der Gesprächsteilnehmer, so der Grünen-Politiker Cem Özdemir, die CSU Staatsministerin für Digitalisierung Dorothee Bär und Pianist Igor Levit erwähnten u. a. Dinge, wie „Anstand“, „gesunden Menschenverstand“, „was sich gehört“, „der Mensch ist gut, er hat Ehre“, „Respekt“ und dass Kindern solche grundlegenden Verhaltensweisen wieder „durch mehr Liebe und Empathie“ der Eltern beigebracht werden sollten. Autor & Blogger Sascha Lobo erwähnte in einem Halbsatz, „es finge alles in unseren Köpfen an“.
Das alles hat meines Erachtens nach schon fast den Punkt getroffen. Aber vielleicht müssen wir einfach mal einen Schritt weiter gehen?
Während der gesamten Gesprächsrunde habe ich mich gewundert:
„Warum fragt sich hier KEINER, wieso Menschen überhaupt Hass verbreiten? Woher kommt die Negativität in Menschen?“
Lassen Sie uns diese Fragen mal aus einer vielleicht ungewohnten Perspektive betrachten: Vielleicht ist es nicht so, dass die Gefühle der Bürger von ihren Umständen oder gar den Politikern abhängen, die sie für diese Umstände verantwortlich machen, und gegen die sich dann u. a. ihr Hass richtet?
Vielleicht muss unsere Gesellschaft einfach mal dort schauen, wo das Wohlbefinden jedes einzelnen Menschen tatsächlich liegt. Es ist nämlich ein Missverständnis zu glauben, das menschliche Wohlbefinden hänge von den äußeren Umständen ab, und dass man daran nichts ändern könne, da diese Umstände sich so einfach nicht ändern ließen.
Ich muss etwas ausholen, um zu veranschaulichen, dass unser Erleben und damit unser Lebensgefühl NICHTS mit einer Situation zu tun hat, in der wir uns befinden.
Nehmen wir also ein Beispiel: Ich habe knapp den Bus verpasst. Das ist eine Tatsache. Wie ich sie jedoch erlebe, hängt in jedem Moment von meiner Bewertung ab, und die wiederum hängt davon ab, in welcher Stimmung ich mich gerade befinde. Bewertet mein Denken die Situation in dem Moment als lustig, werde ich lachen. Bewertet mein Denken die Situation in dem Moment als, „der Busfahrer hätte auf mich warten sollen“, oder gar, „er hätte das mit Absicht getan“, werde ich sauer und möchte vielleicht hinter dem Bus her rennen und die Tür eintreten. Beides Gedanken, die wir durch das Bewusstsein als unsere Realität empfinden, auf die wir wiederum durch unser Verhalten reagieren.
Dass wir einfach nur den Bus verpasst haben, kann aber – abhängig von unserem momentanen Gedanken – alle möglichen Gefühle in uns auslösen. Zu erkennen, dass diese Gefühle in uns entstehen, macht den entscheidenen Unterschied.
Mein Wohlbefinden hängt nicht davon ab, was im Außen passiert. Niemals. Gedanken ändern sich, und damit haben wir ein ganz anderes Erleben derselben Situation. Dahinter stecken Prinzipien des Lebens. Sie gelten in jeder Situation, für jeden Menschen, zu jeder Zeit.
Gehen wir zurück zu der Frage, warum Menschen so negativ drauf sind, dass sie ihren Hass zum Ausdruck bringen müssen.
Glauben Sie, dass diese Menschen glücklich sind?
Ganz sicher nicht. Jeder Mensch wünscht sich ein schönes Lebensgefühl. Negativität, Wut, Ärger und Hass fühlen sich nicht gut an. Vor allem sind diese Emotionen nicht, wer diese Menschen wirklich sind. Negative Gefühle sind nichts als negative Gedanken, die den Kern der Menschen scheinbar verdecken.
Es ist einfach ein weit verbreitetes, unschuldiges Missverständnis, das dazu führt, dass Menschen ihr Erleben äußerer Umstände und/oder Personen als absolute Realität erleben, aus der heraus sie – folgerichtig – dann handeln. Sie sehen im Außen die Rechtfertigung für ihr Handeln. Mit dieser Sichtweise können sie gar nicht anders handeln.
Aber wir sind nicht unsere Gedanken. Menschen sind geboren als ein Ausdruck von Liebe, Verständnis und Mitgefühl für andere. Oder hat jemand schon einmal ein Neugeborenes voller Hass gesehen?
Wo die einfache Lösung liegt?
Menschen können sich dessen bewusst werden, dass sie ihre Welt in jedem Moment immer nur durch die Brille ihrer eigenen Gedanken wahrnehmen. Dass mit nur einem neuen Gedanken jede Situation ganz anders aussieht.
Vielleicht ist das ganze Problem einfach durch Aufklärung zu lösen?
Wenn ein Mensch erkennt, dass er seinen eigenen Gedanken nicht folgen muss, fällt er automatisch in ein besseres Gefühl. All die von den Gesprächsteilnehmern erwähnten Grundeigenschaften von Menschen, wie Anstand, Respekt etc. und der Zugang zu gesundem Menschenverstand kommen dann ganz automatisch wieder mehr zum Vorschein.
Und ein Mensch, der in einem guten Lebensgefühl lebt, würde nie Hass verbreiten. Ganz im Gegenteil.
P.S. Nachtrag:
Auch Gefühle, wie „sich bedroht fühlen“, Unsicherheit und Angst sind ein direktes Resultat unserer Gedanken. Wenn sich nun wiederum unsere Politiker angesichts von Hass-Attacken mit solch unangenehmen Gefühlen herumplagen, weil auch ihnen vielleicht das Verständnis fehlt, dass sie in jedem Moment nur ihre eigenen Gedanken erleben (sie sind auch nur Menschen), dann bewahre uns Gott!
Angesichts so vieler Probleme in der Welt brauchen wir Politiker, die mit innerer Ruhe leben, die Zugang haben zu Kreativität, die Menschen aller Gesinnungen wirklich zuhören können, ohne sich von ihren eigenen Gedanken ins Bockshorn jagen zu lassen, und die Entscheidungen aus ihrer inneren Weisheit heraus und nicht aus der Angst treffen.
Die einfache Lösung auch hier: Wenn wir unsere Gedanken als solche erkennen, ist unser Geist klar.
Eine solche Klarheit ist uns allen, Politikern und Bürgern, gleichermaßen in die Wiege gelegt worden. Es ist an der Zeit, dass wir sie in uns erkennen, und aus ihr heraus handeln.
Dazu müssen wir nur verstehen, was dieser Klarheit in die Quere kommt.
Als Ergebnis dieses Verständnisses wartet ein Gefühl der zwischenmenschlichen Verbundenheit auf uns. Ein kultivierter Austausch wird trotz kultureller, religiöser und politischer Unterschiede möglich, weil wir einander wirklich zuhören können. Innere Ruhe stellt sich ein, weil eine Menge Stress einfach wegfällt. Schließlich haben Menschen dann leichter Zugang zu den dringend nötigen, innovativen Ideen zur Lösung der Probleme unserer Zeit.